Lazarus, welcher wohl durch seine bekannten Modifikationen Oblivion WarCry, Ivellon und der Orden des Drachen bekannt sein sollte, stand Pagan-Tes-Mods für ein Interview zur Verfügung.
Pagan: Servus Lazarus! Schön, dass wir dich zu einem Gespräch einladen durften. Dann fangen wir gleich einmal an.
Pagan: In einem Interview auf dem !Lk-Portal hast du geantwortet, dass du bereits für NWN (Neverwinter Nights) angefangen hast zu Modden. Später kam Oblivion und da hast du dann weitergemacht. Kannst du etwas zu NWN sagen? Lazarus: Mit NWN verhielt es sich damals ein bisschen wie später mit Oblivion. Das Spiel war recht nett, hatte aber auch viele Dinge, die mich eher gestört haben. Und eben da habe ich angesetzt. Zwar bin ich nie wirklich mit irgendwas fertig geworden, aber ich habe vieles gelernt, was mir später nützlich werden sollte. Zum Beispiel die Basics vom Scripting. Ich hatte damals anfänglich keine Ahnung, was ein Script ist, aber offenbar konnte man ganz tolle Sachen damit anstellen...
Pagan: Was ist für dich das fesselnde an Fantasy Rollenspielen? Ist die Elder Scrolls Reihe etwas besonderes? Wenn ja, was hebt es aus der Masse der anderen Rollenspiele heraus? Lazarus: Ich liebe es, in virtuelle Welten einzutauchen, dort Geschichten zu erleben und, ganz wichtig, zu sehen und zu spüren, wie sich mein Charakter entwickelt. Bei Morrowind hat mich damals fasziniert, dass es vom Design und Feeling her sehr eigen war. Hier wurde weniger auf Trends und fest etablierte Werte gesetzt, sondern in erster Linie versucht, etwas neues, besonderes zu schaffen und ungewöhnliche Ideen durchzusetzen. Das hat mir gefallen und genau das versuche ich auch selbst zu tun. Oblivion ging dann ja leider eher in Richtung Mainstream und versuchte an zu vielen Stellen, Casual Game zu sein. Während Mods bei Morrowind für mich nur eine nette Dreingabe und fast unnötig waren, hätte ich Oblivion ohne schon nach wenigen Tagen in die Ecke gelegt.
Pagan: Welche Seite liegt dir an Rollenspielen mehr: das sich versetzen in einen Fantasiecharakter und die Entwicklung der Quest oder die Action im Kampf mit den unvermeidlichen Gegnern und Feinden? Lazarus: Beides, wenn es gut gemacht ist und sich in Waage hält.
Pagan: Spielst du auch Spiele aus anderen Genren? Lazarus: Was ich immer wieder mal gerne spiele, und auch nicht nur zwischendurch, ist ein guter Shooter. Allerdings weniger solche wie z.B. Call of Duty, das ist mir zu langweilig. Es sollte schon abwechslungsreicher und etwas abgedreht sein, mit diesen Pseudo-Militärsimulationen kann ich wenig anfangen. Meine All-time-Favoriten sind u.a. Painkiller, Necrovision, Jericho, Borderlands und seit kurzem Bulletstorm.
Pagan: Du hast eine Reihe herausragender Mods rausgebracht, wie Die Verliese von Ivellon und Oblivion Warcry und am großen Projekt des Ordens des Drachens mitgearbeitet. Würdest du dich als Allrounder bezeichnen, der alles Gut kann oder bist du ein Spezialist mit besonderen Stärken in bestimmten Bereichen des Modding? Lazarus: Letztendlich kann alles davon Spaß machen und nerven. Da eines meiner Anliegen darin besteht, dem Spieler in meinen Mods Dinge zu zeigen und tun zu lassen, die er so (aus Vanilla) noch nicht kennt, verpflichte ich mich quasi selbst dazu, möglichst vieles völlig neu zu bauen und zu gestalten. Eine Mod kann noch so gut sein, ich persönlich habe jedoch wenig Lust, zum abermillionsten mal eine Fort- oder Ayleidenruine zu durchstreifen, in der ich von vornerein jede Ecke kenne. Der Großteil meiner Arbeit findet also im 3D-Programm und im Kopf statt, nicht im CS. Das ist der Bereich, auf dem mein Fokus liegt und in dem ich mich (auch berufsbedingt) verbessern möchte.
Pagan: Welche Erfahrungen hast du bei der Arbeit im Team gesammelt? Was hält ein Team zusammen? Welche Vor- bzw Nachteile hat man, wenn man alleine an einer Mod arbeitet? Lazarus: Was man schnell lernt, ist, dass ein Team mehr ist als nur die Summe seiner Mitgleider. Zusammen erreicht man einfach mehr als jeder für sich zusammengerechnet, womit sich völlig neue Möglichkeiten bieten, die man als 'Einzelkämpfer' einfach nicht hat. Wichtig ist, miteinander zu arbeiten und nicht gegeneinander. Kommunikation, Kompromissbereitschaft, sinnvolle Arbeitsteilung und die Fähigkeit, sich gegenseitig motivieren zu können sind hier wichtig. Arbeitet man alleine, kann man das Projekt mehr in Ruhe angehen und es zu 100% nach dem eigenen Ermessen und Wünschen gestalten, was auch immer wieder eine tolle Sache ist. Dafür hat man weniger Input, ist in seinen Möglichkeiten begrenzt und das Projekt geht in der Regel schleppender voran. Besonders dann, wenn man mal wieder ohne Ideen dasteht.^^
Pagan: Was unterscheidet einen Freizeitmodder von einem Profi-Spieleentwickler? Lazarus: Bisher kenne ich nur 'meine' Seite, würde aber mal behaupten, dass wir Modder ungleich größere Freiheiten genießen. Man ist sein eigener Chef, kann entwickeln was man möchte und hat dabei keinerlei Verpflichtungen oder Termine, die es einzuhalten gilt. Scheitert das Projekt, dann ist das zwar schade, im Falle des Berufs-Spieleentwicklers aber kann einem das schon mal den Kopf kosten.
Pagan: Wie wichtig ist dir die Anerkennung in der Community? Woran misst du sie? Lazarus: In erster Linie geht es mir darum, meine Projekte nach meinen Wünschen umzusetzen und dabei Spaß zu haben. Dafür dann letztendlich Feedback zu bekommen und zu sehen, dass wiederum die Spieler ihre Freude an meiner Arbeit haben, ist natürlich ebenfalls sehr wichtig. Besonders freut mich, wenn sie sich etwas mehr Zeit dafür nehmen und genau beschreiben, was ihnen gefallen hat und was nicht. Gerade die etwas längeren Spielberichte lese ich sehr gerne. Ansonsten geht mir die Beliebtheit meines virtuellen Ichs eigentlich eher am Allerwertesten vorbei.
Pagan: Eine Zeit lang warst du Moderator bei World of Elderscrolls. Wie kam es dazu? Hast du dich beworben für diese Tätigkeit? Warum hast du damit aufgehört? Lazarus: Das weiß ich gar nicht mehr so genau. Das muss irgendwann 2007 gewesen sein, als WoE gegründet wurde. Ich war da eigentlich schon fest als Staffmitglied eingeplant, bin aber vorzeitig aus privaten Gründen ausgestiegen und letztendlich später doch wieder dazugekommen. Inzwischen wieder weg, aufgrund Zeitmangel und generellem Desinteresse, was Foren angeht. ;)
Pagan: Wie schätzt du die dt. Community ein? Was ist ihr typisches Merkmal? Lazarus: Hm... ich rede lieber von der Oblivion-Community im Allgemeinen als explizit von der deutschen oder englischsprachigen, zumal ich mich in beiden beheimatet fühle. Schließlich bereichern wir doch alle gleichermaßen dieses Spiel. Mods werden übersetzt und man guckt immer wieder mal über den Tellerrand hinaus, kann voneinander lernen und miteinander arbeiten. Ivellon wurde übrigens in fünf Sprachen übersetzt, die Übersetzer der polnischen und französischen Versionen haben sich sogar die Arbeit gemacht, die originalen Fonts für die Bücher zu verwenden. Auf soetwas bin ich natürlich besonders stolz, da es meine eigene Arbeit nochmal einem viel größeren Publikum zugänglich macht. Aber um auf die Frage zurück zu kommen. Ich habe erst vor kurzem darüber nachdenken müssen, wie es mit dem Oblivion-Modding angefangen hat. Das Spiel ist nun seit fast fünf Jahren erhältlich und in dieser Zeit hat sich eine Menge getan, so viel wurde erreicht und auf die Beine gestellt; und all das ausschließlich in der Freizeit der Beteiligten, unentgeltlich. Mir fehlt der Vergleich zu anderen Moddingcommunities, aber ich finde schon beachtlich, was so alles entstanden ist. Und das verdient definitiv eine Menge Respekt.
Pagan: Wer sind für dich besondere Persönlichkeiten in der dt. Community und allgemein? Gibt es jemanden der dich durch seine Modarbeiten besonders beeinflusst hat? Und wenn ja, wie und durch was? Lazarus: Mir fällt da spontan niemand ein, der mich großartig beeinflusst hätte. Das wird vor allem daran liegen, dass ich Oblivion trotz mehrerer Anläufe selbst nie wirklich gespielt habe, auch kaum Mods nutz(t)e. Prinzipiell verdienen alle Modder da draußen Anerkennung. Besonders achte ich aber diejenigen, die nicht nur selber modden, sondern auch ihr Wissen mit anderen teilen, helfen, Tutorials schreiben. Dinge, für die ich selbst keine Zeit habe oder oft auch einfach ein bisschen zu faul bin, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Generell ist mein Interesse am gegenseitigen Austausch von Meinungen und Wissen in Foren innerhalb der letzten Jahre leider stark zurückgegangen. Aber ich denke das wird wieder, spätestens mit Erscheinen von Skyrim.
Pagan: Wenn du nichts dagegen hast würde ich gerne noch ein paar persönliche Fragen stellen. Wie alt bist du? Aus welcher Stadt kommst du? Was machst du beruflich? Für welche Hobbys begeisterst du dich noch? Lazarus: Demnächst beginnt mein 23. Lebensjahr. Ja, die Zeit... Ich lebe seit etwa einem halben Jahr in Darmstadt und studiere Digital Media mit Schwerpunkt Animation & Game. Zu den Hobbies zählt natürlich der immense Konsum von Medien aller Art, außerdem natürlich mit Freunden und Mitbewohnern rumhängen, Sport, inzwischen koche ich auch recht gerne. Im Sommer gehts dann wieder auf das eine oder andere Festival. Und das Modden muss wohl nicht weiter erwähnt werden. ;-)
Pagan: Wir danken für das Interview und freuen uns, dass du uns so ausführlich geantwortet hast. Interviewer: Raven und DirtyOldDunmer